Eine Fahrt durchs alte Ennsdorf

Bis in die dreißiger Jahre machte die „Reichsstraße“ zwei starke Kurven, die eine beim Gasthof Stöckler, die andere beim ehemaligen Gemeindeamt, dem „Hannlhaus“.

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Hannlhaus früher

Eine Werbetafel deutet in dieser ländlichen Idylle mit Ochsengespann (um ca. 1910) auf die Wichtigkeit der heutigen Bäckerstraße hin. 25,6km nach Linz sind es noch und das Hotel Erzherzog Karl, ein „vornehmstes Haus, bietet Zentralheizung, Lift und Autogarage und Boxen“!

Bis 1945 diente die Straße Ennsdorf–Pyburg dem Lokalverkehr. Durch die Zugehörigkeit des Mühlviertels zur Sowjetzone wurde die Eisenbahnbrücke über die Donau bei Mauthausen auch für den Straßenverkehr geöffnet. Zuerst nur für den militärischen, aber ab 1947 dann für den gesamten Verkehr. Plötzlich gings auf der Stöckler-Kreuzung nach Mauthausen, auf dem Wegweiser mit kyrillischen Buchstaben auf russisch kenntlich gemacht.

Eine Resolution im Jahre 1950 wies auf das hohe Verkehrsaufkommen hin und forderte von der Landesregierung Mittel zur Staubfreimachung dieser Straße.



Wegweiser bei Kreuzung B1/B123:
Der Beginn der Verkehrslawine durch Ennsdorf. Die Öffnung der Eisenbahnbrücke in Mauthausen für den Straßenverkehr

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Schild der Kreuzung B123 weist in cyrillischer Schrift Richtung Mauthausen

Die Stöcklerkreuzung (B1-B123-St.Valentinerstraße) in den 50 -iger Jahren. Die B1 war durch Pflasterung bereits staubfrei, aber die neue Verbindung nach Mauthausen nicht. Aber immer weniger nutzten die Fähre in Enns, sondern fuhren über die Eisenbahnbrücke in Pyburg.

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Stöcklerkreuzung

Die Asphaltierung dieser Straße war eines der größten Anliegen der Gemeinde in den 50- iger Jahren.

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Stöcklerkreuzung


Dieses Foto zeigt rechts das alte Hannlhaus und links das alte Feuerwehrdepot bzw. Gemeindehaus. Das kleine Haus re. im Vordergrund und das Feuerwehrdepot wurden mittlerweile abgetragen und es wurden dort Bushaltestellen errichtet. Wer genau schaut, kann in der Bildmitte ein Huhn auf der Straße erkennen. Dieses hätte wohl heute bei 20.000 Autos pro Tag keine Überlebenschance.

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Gemeindeamt alt


Im sogenannten Hannlhaus waren nach dem Krieg die Gemeinde, die Post und die Gendarmerie eingemietet.

Seither stehen immer wieder Ausbaumaßnahmen für diese Straße auf der Wunschliste des Gemeinderates.


Zur Orientierung: Blickrichtung Stöcklerkreuzung, das Dach des Hannlhauses lugt hinter den Bäumen hervor. Links der Milchtisch und rechts die lange Zeit des Straßenbild prägende Gartenmauer der Hannlgründe.

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Alte Ansicht von Ennsdorf

Für beschauliches Warten in Ennsdorf war der schienengleiche Bahnübergang verantwortlich. Er sorgte zum einem für einen gewissen Grundumsatz beim Bahnwirtshaus Elser, weil man den ungewollten Halt gleich zu einer Pause ausnützte und zum anderen diente er oft als Ausrede für das Zuspätkommen bei Sitzungen und Versammlungen.

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B123 alt

Der Bahnübergang B123 vor dem Ausbau der Straße. Das Haltestellengebäude musste der Unterführung in den 80-iger Jahren weichen.

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Sicht Richtung Windpassing

Der Schranken ist offen. Die Fahrt geht weiter zum Ortsteil Windpassing. Durch ungefähr 1,5 km unverbautes Gebiet führt diese Landstraße. Ennsdorf war zu dieser Zeit eine landwirtschaftlich dominierte Gemeinde.

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Alte Ansicht Richtung Enns

Ein Blick von Windpassing nach Enns. Auf dieser Schotterstraße lief der Schwerverkehr in den 50-ger Jahren Richtung Mühlviertel.



Links und rechts der Straße war immer wieder Schotter gelagert. Damit wurde nach Regenfällen oder Frost vom „Wegmacher“ die Straße instandgesetzt.

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Windpassing Ortsausfahrt

Gänzlich unverbaut zeigt sich die linke Seite der B123 um 1950 in Windpassing. Bei der Kapelle rechts standen die zwei schönen Kastanienbäume noch. Der Keller für das Haus der Ehegatten Steiner (Heute Hauser Silvia und Gottfried) wurde gerade ausgehoben. Der Fotograf stand in der Brunnenstraße und fotografierte in Richtung Ennsdorf.

Hier endet die Fahrt durchs alte Ennsdorf. Man sieht in den letzten 50 Jahren hat sich so ziemlich alles verändert, nur die Struktur ist geblieben. Ennsdorf ist in den 50 Jahren zu einer lebensfähigen Gemeinde gewachsen.