Das Wichtigste aus den Gemeinderatsprotokollen seit 1882

Haltestelle Kaiserin Elisabeth Bahn:

Die ersten Schulden nahm die Gemeinde am 4.8.1889 für die Haltestelle der Westbahn auf,....es wird ein Kapital von 400 Gulden von einer beliebigen Kassa auf 4jährige Abzahlung von der Gemeinde Ennsdorf aufgenohmen, und die Tilgung der Schuld auf  Erhöhung der Gemeinde Umlage nach bedarf um 2 bis 3%....Ferners wird der Gemeindevorsteher ermächtigt und beauftragt sich mit der löbl. Generaldirektion ins einvernehmen zu setzen, undeinen Plan und detallirten Kostenüberschlag entgegenzunehmen mit dem Ersuchen, daß sämtliche Arbeiten in eigener Regie hergestellt werden dürfen.
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Die Bahnhaltestelle in Ennsdorf, der Anschluss an die weite Welt.
Am 2.März 1890 wurden die Haltestellen Rechnung geprüft und für richtig befunden, daher kann man davon ausgehen, dass die Fertigstellung der Haltestelle um diese Zeit erfolgte. Nun war man an die große weite Welt angeschlossen......

Die Volksschule in Enns:

Die Ennsdorfer Kinder besuchten die Ennser Volksschule. Die Gemeinde hatte immer wieder Ortschulrathmitglieder zu wählen, die dann die Interessen der Ennsdorfer in der Ennser Schulgemeinde vertraten....28.5.1899 Josef Roiser Hausbesitzer in Windpassing Nr.63 wurde zum Ortsschulrath für die Gemeinde Ennsdorf bis Ablauf der jetzigen Gemeindeausschuss Periode gewählt.
1858 wurde die Volksschule am Kirchenplatz 4 eröffnet. Bereits 1890 und 1899 mussten Erweiterungsbauten durchgeführt werden. Am 14. März 1890 nahm der Gemeinderat in die Pläne
Einsicht und genehmigte die Finanzierung durch die löbliche Sparkasse Enns auf 20 jährige Abzahlung. 1899 investierte die Schulgemeinde Enns 20.000 Kronen in den Ausbau. Auf die Gemeinde Ennsdorf entfielen 552 Kronen und 50 Heller.

Postamt und Telefon:

Am 3.9.1890 wurde das Postamt errichtet. Aus den Protokollen geht hervor, dass dieses nicht ganz unumstritten war. Am 4. August konnte sich die Gemeinde nicht einmal aus Kostengründen zur Einrichtung eines Briefkastens entschließen, den allerdings der Gemeindediener zu betreuen gehabt hätte.
 
Am 22.4.1894 wurde über die Frage diskutiert, ob die Postexpedietenstelle wirklich den Conzessions inhaber an der Ausübung seiner Wirthsgeschäfte hindert. 

Die Gefertigten sind der Ansicht, daß obiges nicht der Fall ist, da dieses Postamt unmittelbar neben dem Schanklokale ist und ein Faules nicht Frequentes ist, daher derselbe ganz leicht beide Geschäfteübersehen und ausüben kann, da der Expedientendienst den ganzen Tag nicht einmal eine Stunde in Anspruch. 

Im Punkt 2 der Sitzung vom 11. Juni 1899:
Wurde beschloßen nachdem in Erfahrung gebracht wurde, das. von einigen hier befindlichen Orts=Insaßen die Post durchaus von Gemeinde Ennsdorf weg haben wollen die Gemeindevorstehung und auch die meisten Hausbesitzer gegen das Postamt keinen Anstand haben so bitten wir auf keinen Falle uns daß Postamt zu entziehen. 

1912 langte eine Zuschrift der "KK Post und Telegraphen Dion unter der Enns" behufs Bau einer Telephonleitung zwischen Enns und Wien ein. Am 19.3.1912 sollte eine Besprechung stattfinden und der Bürgermeister wurde ermächtigt als Baukostenbeitrag in äußersten falle den betrag von 250 Kronen aus Gemeindemitteln zu zeichnen, jedoch nur dann, wen in der hiesigen Gemeinde eine öffentliche Sprechstelle errichtet wird.

Eisenbahn, Dämme, Wege und Straßen:

Am 1. Mai 1890 wurde beschlossen: die Herstellung der Strasse von Ennsdorf nach Piburg zur Übergabe an den Bezirksausschus:

1. Die Herstellung in eigener Regie durch Roboth
2. die Aufsicht durch den Strassenausseher Hadlauer in Ennsdorf und Brunner in Windpassing
3. Die Schotterplätze werden bis Windpassing auf der linken Strass'enseite angebracht und je Kubikmeter um 50Kreuzer abgelöst und bis November aus der Gemeindekasse ausbezahlt. 

Ansonsten sind laufend Sanierungen und der Ersatz von Straßenpflöcken vermerkt. Der Perron der Haltestelle wurde auch mehrmals mittels Robothleistung instandgesetzt. 

1907 ist zur Strasseninstandhaltung vemerkt:......behufs befahren der Gemeindestrassen wird von den gefertigten beschloßen, um die Strassen in einem besseren Stand zu erhalten daß befahren mit den sogenannten Pflügschleipfen in der Weise zu verbieten, daß gegen Zuwiderhandeln dieses Verbotes, von der Germeindevorstehung an Dieselbe eine Geldstrafe je 5 Kronen zu gunsten der Bezirksarmenrathe auferlegt wird.

Erste Probleme mit dem Straßenverkehr:
Am 14.4.1907 stellte sich der Gemeindeverwaltung folgendes Problem: Infolge auf der Reichsstrasse der Automobil-Verkehr durch den hiesigen Ort ein sehr Reger ist und daß so schnelle fahren der Orts'chaft indem zwei starke Bigungen sind in folge dessen leicht Uncklücksfälle vorkommen könnten, so wird in der heutigen Sitzung beschloßen zwei WahrnungstafeIn an der Reichstrasse mit der Aufschrift Automobile langsam fahren aufzustellen. (Anm. Die B 1 von der Singerkreuzung bis zu Czettelhäusern bestand noch nicht, sie wurde erst 1932 gebaut, die zwei starken Biegungen waren also das Eck beim Gasthaus Stöckler und die Einmündung in die Bäckerstraße )

Da Straßeninstandhaltung Geld kostete, wurde seit jeher Maut verlangt, so auch in Enns auf der Umfahrung Enns (Wienerberg 1846 gebaut) und das noch zur Zeit der Jahrhundertwende. Mit dem Jahr 1903 hat sich aber die Gesetzeslage geändert und es dürfen keine Reichsstraßenmauten mehr eingehoben werden,..und da die Mauth zwischen Ennsbrücke und der Stadt Enns als eine solche zu betrachten ist, wird die Gemeinde für ihre Fuhrwerke mit Anfang 1903 keine Mauth entrichten.
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Automobile und Luftschiffe, so dachte man, werden in Zukunft das Straßenbild bestimmen. Das zeigt die Westbahnstraße nach dem Ersten Weltkrieg.
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Die erste Bahnbrücke über die Enns, Farblithografievon Varoni um 1897. Museum Lauriacum, Enns

Hochwasser beschädigt Eisenbahnbrücke:

Der Kampf gegen Hochwasser in Ennsdorf ( z.B.1899 großes Hochwasser, dass die Eisenbahnbrücke, Häuser und Fluren beschädigte) spielte immer schon eine große Rolle, so befürwortet der Gemeinderat ein Darlehen aus dem Überschwemmungsfond und macht am 28.1.1900 für Maria Nusbaumer den Gutsteher für das kein anderes Darlehen awisiert wird.

Am 18.3.1900 wurde beschlossen, der Gemeinde Vorsteher wolle mit allen möglichen Mittel dafür wirken, daß am rechten Ennsufer ein Schutzbau ehebald als möglich hergestellt wird, da die Grundstücke und selbst sogar manche Häuser stark gefährdet sind.
Am 26.11.1899 wurde beschlossen ein Ansuchen an die k, k. Bahndirektion zu stellen, daß die neu herzustellende Eisenbahnbrücke um 100Mt, verlängert werden soll. Am 26.2.1900 wurde beschlossen, daß der Wasserdurchlass nebst der Strassen in der nähe des Hausbesitzer Franz Kamptner (Lager) N.50 auf 25Mt hergestellt wird. 

Im Jahre 1909 verlangte der NÖ-Landesausschuss einen Beitrag zu Ennsdammbauten in Windpassing und Piburg. Am 27.2. 1910 wurden für diesen Damm 100 Kronen genehmigt. Er wird 1913 fertiggestellt und befindet sich zum größten Teil in Piburg. Den ehemaligen Grundeigentümern wird der Damm wieder zur Bewirtschaftung, gegen das Versprechen etwaige Instandhaltungsmaßnahmen nicht zu behindern, überlassen
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Der neue Damm hält stand!Hochwasser 1903
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Wiederaufbau der beschädigten Eisenbahnbrücke um 1900

Gesundheit:

Am 5. März 1893 wurde die Zusammenstellung der Sanitäts Comission und die Errichtung eines Nothkrankenlokals für Golerakranke beschlossen. Für 20 Gulden pro Jahr stellt der Gemeinderath Math. Pölzl 2 heizbare Lokale in seinem unbewohnten Überland N.15 in Ennsdorf zur Verfügung. Weitere Anschaffungen für die Cholerakranken waren für Kohleraspital Tragbahre, für Kohleraspital Kohlensäurelösung, für Kohleraspital Gummieinlagen. 

Seuchen waren seit jeher eine Gefahr für die Zivilisation, darum wurde immer wieder für die Hygenie der Dorfgemeinschaft gesorgt. So wurde dazu angehalten, das Wasser aus dem Dorfbrunnen zu nehmen oder für einen Aasplatz (Tierkadaverentsorgung), der in der Gemeinde Erla gelegen war, wurde mehrmals Geld ausgegeben. Für das Choleraspital wird über mehrere Jahre der Zins bezahlt. 

Für einen bespannbaren Rettungswagen für die freiwillige Feuerwehr Enns leistete die Gemeinde am 14.6.1908 einen Beitrag von 100 Kronen.

Wirte, Feiern, Kulturelles und Kurioses 50 Jahre Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josef

Der Gemeinderat befasste sich am 30.11.1898 mit der Feier des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef ...wird einstimmig beschlossen, das am 2. Dezember 1898 am Tage des Regierungsantrittes seiner Majästet unseres allergnädigsten Kaiser ein patriotisches Fest, in der Weise veranstaltet werde das die Gemeindevertrettung mit den ausgedienten Soldaten, welche mit der von seiner Majästät unseren allergnädigsten Herrn und Kaiser gestifteten Jubiläums-
Medalle betheilt wurden um ¾ 9 Uhr Vormitag in die Kirche begeben und nach abgehaltenen Gottesdienste von Herrn Bürgermeister eine feuerliche Ansprache in der Gemeinde-Kanzlei die ausgedienten Soldaten mit der JubläumsMettalle betheilt wurden und Nachmittag eine gemütliche Unterhaltung abgehalten wird. Weiters bewilligt die Gemeindevertrettung zu dem Feuerlichen Gottesdienste 10 Gulden.
Bahnwirtshaus Ja oder Nein? 

Man machte sich auch Gedanken wie viel Gasthäuser der Ort verträgt. Am 22. April wird über die Erteilung der Konzession für ein neues Gasthaus bei der Haltestelle beraten. Der Bürgermeister wirft Fragen aus dem Gesuch auf und bittet die Hrn.Räthe u. Ausschuß unparteiisch und nach Anstand... diese Fragen zu beantworten: 

1. Im Ansuchen heißt es, die Haltestelle ist 1O bis 15 min vom Ort entfernt, die Antwort ist einstimmig, die Haltestelle ist nicht außerhalb des Ortes  sondern in demselben....
2. ist es wirklich ein Bedürfnis, das hier eine Restauration errichtet wird? Bei dem Umstand, als das nächste Gasthaus keine 5 Minuten von der Haltestelle entfernt, kann von einem bedürfnis keine Rede sein.
3. Die Frage, ob die 4 bestehenden Gasthäuser zuviel oder zuwenig sind, wird mit zuviel beantwortet.
4. Wird es für den Ort resp. die Ortsbewohner von finanzielen oder moralischen Nutzen sein, wenn ein fünftes Gasthaus errichtet wird? Es ist selbstverständlich, daß nur ein Nachtheil daraus zu erwarten ist, da dieses Lokal in Folge seiner isolierten Lage den leichtsinnigen Publikum hauptsächlich den Dienstbothen nur Gelegenheit bietet. 
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1895 wurde vom Bahnwirten um Errichtung eines Stadles samt Kegelbahn angesucht. Kegeln dürfte der Volkssport um 1900 gewesen sein. In Ennsdorf gab es bis zu 4 Kegelbahnen.
Was das Zusammenströmen der Ortshaften betrifft, kann man es nur als eine wirkliche Übertreibung bezeichnen, da bekanntlich außer Sonn und Feiertage bei manchen Zügen niemand, höchstens aber 5Personen auf oder absteigen.
Warum das Wirtshaus dann doch entstanden ist, ist in den Protokollen nicht vermerkt.

Sonn- und Feiertagsruhe, ein ewiges Thema:

Der Gemeindeausschuss beantwortete eine Anfrage des K.K. Handelsministeriums , wie man in Ennsdorf zur geplanten Einschränkung der Sonntagsruhe im Handel steht. Die Gemeinde war der Meinung, dass die Sonntagsruhe wie bisher beibehalten werden soll.
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Auf den beiden Tafeln neben der Brücke wurde das Verbot "die hiesigen Waldungen zu betretten, Holz zu sammeln...." veröffentlicht.

Holzfrevel

Immer wieder wurde beobachtet, dass aus den Ennsdorfer Wäldern Holz entwendet wird, So wurde eigens ein Holzaufseher entlohnt, der diesem Treiben Einhalt gebieten sollte.

Am 12.3.1911 stellte man wieder fest, dass sich sehr viele Holzsammler und Erd- und Himbeerenpflücker in den Ennsdorfer Wäldern herumtreiben. Diese wollte man mit Warntafeln an der Ennsbrücke, sowie an jedem Eingang der hiesigen Waldungen mit nachstehender Aufschrift: laut Sitzungsbeschluss von 12,März 1911 ist daß betretten der hiesigen Waldungen für unbefugte Personen verbotten, von ihrem " Verbrechen" abbringen. 
Ein Erlass der NÖ-Landesausschusses langt im April 1912 ein. Es soll im heurigen Maikäferflugjahr der beste Maikäfersammler aus Gemeindemitteln prämiert werden.
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1898 bis 1916 warOrtmayer Josef Bürgermeister. In seine Zeit fiel der Dammbau inEnnsdorf, der uns auch im Jahr 2002 vor noch größerem Schaden bewahrt hat.
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Maikäfer schädigten die Bäume!