Die Besatzungszeit
Bis am 7.1.1946 ist keine Sitzung des Gemeinderates vermerkt, allerdings sind aus dem Protokollbuch Seiten herausgeschnitten.
Der erste Nachkriegsbürgermeister Pölzl ersuchte die Sozialdemokratische Partei, weil es die Mehrheitspartei ist, den Bürgermeister namhaft zu machen. Herr Messelberger wird daraufhin zum Bürgermeister gewählt.
Durch die russische Besatzungsmacht wurde Angst und Schrecken verbreitet. Man fürchtete um sein Eigentum und um sein Leben. Deportationen von Menschen waren an der Tagesordnung.
Zusätzlich zu diesen Schwierigkeiten mit den Besatzern kam die schlechte Ernährungslage und der Mangel an so ziemlich allen Gütern, die man sich vorstellen kann. So ist im Protokoll erwähnt: ..wird Klage über die mangelhafte Belieferung der Gemeinde mit Kleidern, Schuhen und Fahrradreifen geführt.
Als Landgemeinde war man natürlich wieder aufgerufen Lebensmittel abzuliefern..16.9.1946...so gab der Bürgermeister bekannt, das Ennsdorf 39 Wagon Karttoffel und ungefähr 10 W. Brotgetreide zu liefern hatt. Der Gemeinderat machte sich auch sorgen um den Waldbestand, da für die Besatzer dauernd Brennholz in nicht unbeträchtlichen Mengen geliefert werden musste. eines schönen Tages tauchten 20 Forstarbeiter auf und führten im Auftrag der Forstverwaltung Waidhofen einfach Schlägerungen durch.
Am 8.2.47 wurde die Fleischaufbringung der Gemeinde bekannt gegeben: Es sind 1 1/10 Rind und 1 Kalb wöchentlich vom 10.2.47 bis 10.4.47 zu liefern. Um die Lasten gerecht zu verteilen wurden Ausschüsse eingerichtet.
In vielen Häusern in Ennsdorfs waren Russen einquartiert und bezahlten natürlich nichts dafür, vielmehr wurde die Gemeinde bei nötigen Instandsetzungen belastet.
Alles war kontingentiert. Durch die viele Verwaltungsarbeit brauchte der Bürgermeister Unterstützung. So kam man auf die Idee, den Oberstleutnant a. D. Schmid mit dieser Aufgabe zubetrauen. Die Besatzungsmacht hatte vor einem ehemaligen Offizier der Deutschen Wehrmacht Achtung und Respekt und so quasi von Offizier zu Offizier eine Gesprächsbasis.
Gefährlich war der Umgang mit den Russen
Weil die russischen Soldaten selbst sehr arm waren, war natürlich Hab und Gut in Gefahr. Es musste natürlich auch Wohnraum und Verpflegung zur Verfügung gestellt werden.
Für die örtliche Sicherheit sorgte bis zur Errichtung der Gendarmerieexpositur eine Ortspolizei. Herr Fleck berichtete dem Gemeinderat am 9.4.1946..über die jüngsten Ereignisse mit den Besatzungstruppen, er wies daraufhin, daß die dienstlichen Obliegenheiten der Polizei im einschreiten gegen die Besatzungstruppen für Ruhe und Ordnung einzustehen, ein Spiel mit dem Leben bedeutet. Mit großer Vorsicht muss eingeschritten werden, besonders wenn solche Soldaten betrunken sind...Herr Fleck verdankte es seinen eigenen Kenntnissen und Erfahrungen, den gefährlichen Absichten einiger Russen ihn zu erschießen, entkommen zu sein.
Erst am folgenden Tag konnten der Bürgermeister und die Ortspolizei die Ruhe wieder herstellen.
Eine Beschwerde in St.Valentin beim Kommandanten führte zu einer Verwarnung der Ennsdorfer Besatzungstruppen.
Der Bürgermeister erklärte weiter noch, daß er gegen Verstöße, wie Abgabe von Schnaps an die Besatzungstruppen rücksichtslos und ohne Unterschied einer parteiischen Zugehörigkeit vorgehen wird.
Bereits 1946 wurde wieder ein Maibaum aufgestellt und der Erlös aus diesem Fest an die Bedürftigen Ennsdorfs verteilt.
Am 31.1.1948 beginnt Johann Zauner als Stundenlöhner auf der Gemeinde, da die Verwaltung der diversen Karten, Bezugsscheine und Ausweise sehr viel Arbeit machte.
Niemand will in dieser Zeit Bürgermeister sein!!
Als ehemaligen Oberstleutnant traute man Schmidt Johann im Umgang mit den Sowjetsoldaten.
Nach dem Rücktritt des Vizebürgermeisters Pölzl aus Altersgründen bestellte die ÖVP Herrn Buchner als Ersatz.
Hierauf gab der Bgm bekannt das er sein Amt niederlegt. Gem.R. Pfistermüller gab bekannt das die SP dem Ansuchen des Bgm stattgegeben hat und teilte mit daß die Fraktion der S.P. derzeit den Bgm. nicht stelle.
In ein längeren Rede begründet der Bgm sein Vorhaben; unter anderem führte er aus: trotzdem er die Geschäfte der Gemeinde, welche durch die derzeitige Not, Demarkationslinie und Besatzungstruppen sehr erschwert sind, gewissenhaft und korrekt führe, werde er von gewissenlosen Menschen verleumdet und angeflegelt.
Grund war ein Streit über die Beschlagnahme der Wohnräume im Blochbergerhaus (Zittmayr). Der Bürgermeister berichtete, alles Menschenmögliche getan zu haben um die Beschlagnahme abzuwenden. Auch die vorgeworfenen Missstände im Bezugscheinwesen erwiesen sich als haltlos.
Nachdem auch die ÖVP auf das undankbare Bürgermeisteramt verzichtete, wurde der Bezirkshauptmann verständigt.
Am 10.4.1947 war der Bezirkshauptmann bei der Gemeinderatssitzung anwesend. Gem.Rat Pfistermüller erklärte dem Bezirkshauptmann, dass gegen jeden SP-Bürgermeister Hetze betrieben würde um der Partei zu schaden und verzichtete für die SP auf den Bürgermeister. Der BH klärte auf, dass bezüglich Einquartierung bei Blochberger den Bgm. keine schuld trifft und er auch für die Holzschlägerungen nicht verantwortlich ist.
Nach einer 4wöchigen Nachdenkpause wurde dann der Gemeindesekretär Oberstleutnant a.D. Schmid mit 8 von 9 Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Beide Fraktionen erklärten den neuen Bgm. tatkräftig unterstützen zu wollen.
Bürgermeister Schmidt verstorben
Am 18.5.1952 fand die Trauersitzung zum Ableben des Bürgermeisters, Oberstleutnants a.D. Schmidt Johann statt. Sein Nachfolger wurde der bisherige Vizebürgermeister Franz Steinbauer.
Bürgermeister Schmidt initiierte die Wasserleitung für Ennsdorf und führte die Verhandlungen mit der Stadt Enns, da in Ennsdorf Wassernot herrschte.
Man glaubte die Wassernot sei durch das Kraftwerk Mühlrading entstanden. Man beklagte sich auch über die dauernden Aufstauungen der Enns, die zur Folge hatten, dass das Flussbett der Enns auf der Ennsdorfer Seite zeitweise trocken war. FF-Kommandant Watzek sah die Gefahr eines Wassermangels bei einem Großfeuer.
Am 2.10.1951 wurde die Gemeindebibliothek in Zusammenarbeit mit der Amstettner Stadtbücherei eröffnet.
Die Russen haben das Gasthaus Jandl, um in Ennsdorf eine zentrale Unterkunft zu erhalten, beschlagnahmt, wurde am 18.5.52 berichtet. Wenig später wurde dann die Personenkontrolle bei der Zonengrenze abgeschafft und der Schranken entfernt. Das bedeutete eine wesentliche Erleichterung für die Ennsdorfer.
Bürgermeister Steinbauer folgte auf Bürgermeister Schmidt. Er bemühte sich in seiner Amtszeit bis Jahr 1960 um eine Lösung des Wasserproblems.
Gemeindesekretär Johann Zauner mit Sowjetsoldaten vorm Gasthaus Jandl
Das beschlagnahmte Gasthaus Jandl